Rasende Reporter - Pressereise zur Landesausstellung
Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht

Zwei Wölfinnen auf Reisen, acht Städte in Rheinland-Pfalz, eine Erklärung des Begriffs „Pfalz“ und ein paar Anekdoten von fehlenden Toren, Kaiserflüsterinnen, der Frage nach der Zahl der Adventssonntage und Überlegungen zum deutschen Schulsystem…

Verlagsarbeit, das heißt, viele Stunden am Schreibtisch hinter einem Bildschirm zu kleben und zu einem immer weißeren Büro-Schneewittchen zu werden.

Aber hin und wieder gibt es Ausnahmen. Dann zum Beispiel, wenn es die Gelegenheit zu einer Pressereise gibt. Ein bis ein paar Tage werden hier Pressevertreter eingeladen, um beispielsweise neue Ausstellungen, mögliche touristische Ziele oder ähnliches zu sehen und darüber (hoffentlich wohlwollend) zu berichten. Normalerweise geht unsere Chefredakteurin, Claudia Beckers-Dohlen, zu solchen Events. Diesmal jedoch wurden ganz gezielt wir – die Nachwuchs-Wölfe aka Wolf-Zwillinge – eingeladen. Und wir haben uns nicht gewehrt.

2. September 2020
In aller Frühe klackern wir mit unseren Rollkoffern durch das noch dunkle Osterburken zum Bahnhof. Eine mit Schwarztee intus und voller Erwartung dieser bis dato unbekannten Erfahrung, die andere noch ohne Kaffee und daher mit wenig Interesse, über die kommenden Tage zu spekulieren. Ein Blick auf das Programm zeigt: Energie sparen so lange es geht, mag nicht die dümmste Überlegung sein. In zweieinhalb Tagen stehen acht Städte mit mehr als zehn Museen und historischen Orten auf dem Plan. Wer es nicht glaubt, darf gerne im folgenden Bericht mitzählen.

Kaiserpfalz Ingelheim
Vom ersten Treffpunkt am Erthaler Hof in Mainz fährt der ganze Bus mit Vertretern vom SWR, von der Geschichte (ehemals G – Geschichte), vom Spiegel, der Welt und vielen anderen Medienhäusern nach Ingelheim. Wem es angesichts des vollen Programmplans noch nicht klar war, der weiß spätestens jetzt, an Inhalt wird es dieser Reise nicht mangeln. Im Stechschritt geht es einmal durch den historischen Kern Ingelheims, im Eiltempo erklären Bürgermeister und Vertreter der Landesforschungsstelle Kaiserpfalz, was es mit dem Ort und seiner Geschichte auf sich hat und wie man heute versucht, das alles darzustellen und zu vermitteln. Mit Schautafeln, baulichen Rekonstruktionen, bemalten Hauswänden und temporären Installationen zeigen Stadt und Forschungsstelle den ganzen Prunk, zu dem die Kaiserpfalz Ingelheim fähig war und lassen die Institution „Pfalz“ als eine zentrale Säule der Macht im Reise-Kaisertum deutlich werden. Repräsentation, Prestige, Zuschaustellung von Macht, Stärke und Reichtum sowie die standesgemäße Einkehr auf den Reisen durch das Reich sind hier die Schlagworte.

Welche Pfalzen und wie viele es gab, änderte sich durch die Jahrhunderte währende Kaiserzeit. Zur karolingischen Zeit etwa ist von ca. 20 Pfalzen auszugehen. Interessanterweise deckt sich die heutige Metropolregion Frankfurt a. Rhein mit dem mittelalterlichen Zentralraum der kaiserlichen Macht.

Aber was bedeutet der Begriff der Pfalz denn nun?
Aus dem bereits gesagten, lässt sich erkennen, dass mit Pfalz ein vorübergehender Herrschafts- oder Verwaltungssitz benannt wird, an dem ein Monarch auf seinen Reisen durch sein Herrschaftsgebiet Halt machte. Der Begriff leitet sich vom Hügel Palatin ab, auf dem in der römischen Antike der Palast des Kaisers stand. Im lateinischen palatium liegt damit die Wurzel der deutschen Pfalz

Info-Pop-up-Tafel zu den Kaiserinnen
Info-Tafel zur Aula Regia
Rekonstruktion eines Wandabschnitts der Aula Regia
Ruine der Aula Regia
Ein Rundweg durch die Kaiserpfalz – mit Farbcode für die verschiedenen Zeiten

PS: Das (fehlende) Heidesheimer Tor
Das Heidesheimer Tor ist eine der historischen Sehenswürdigkeiten in Ingelheim. Nur, dass es hier überhaupt kein Tor gibt. Stattdessen findet man sich vor einer hoch aufragenden steinernen Wand wieder. Hier hat es vor vielen hundert Jahren mal ein Tor zur Stadt gegeben. Im Zuge der Befestigungen und Wehrbarmachung der Pfalzen ist dieses jedoch zugemauert worden. Der Name allerdings ist geblieben. Und so spricht man noch heute vom Hildesheimer Tor in Ingelheim und meint damit die Erinnerung an etwas, das in der Wirklichkeit nicht mehr zu finden ist.

Bingen – Museum am Strom und Hildegard von Bingen
Weiter geht es nach Bingen zum Museum am Strom. Bei jedem Aussteigen und Einsteigen in den Reisebus steht jemand vom Organisationsteam bereit, um jedem Mitreisenden die Hände mit Desinfektionsmittel einzusprühen. Da wird uns klar, bei der Planung unserer Informationstüten hat jemand wirklich mitgedacht. Neben den Pressemappen, dem Programm für die 2,5 Tage und ähnlichem, findet sich hier auch eine Handcreme drin. Die werden wir wohl brauchen.

Das Museum am Strom ist in einem wunderschönen alten Industriegebäude (dem ehemaligen Elektrizitätswerk) untergebracht, das direkt am Ufer des Rheins liegt. In der Sonne vorm Eingang stehend erfährt der ganze Journalisten-Tross, dass Bingen so eine Art Frankfurter Kreuz des Mittelalters gewesen sei. Während einige gespannt zuhören, manche fleißig Notizen machen und der/die eine oder andere sich durchdrängelt und jedem, der was zu sagen hat, aufdringlich sein Mikrofon unter die Nase hält (sehr zum Unmut des Filmteams, das die Pressereise begleitet und nicht immer einzelne Journalisten und Journalistinnen prominent im Bild haben will), berichten Bürgermeister und Museumskurator von der berühmtesten Tochter der Stadt: Hildegard von Bingen. Heute sei ihr Name ein Label, eine Art Versprechen, das man auf jedes Produkt draufpappen könne, dabei sei sie als historische Persönlichkeit wenig bekannt. Im Museum und angegliederten Hildegard-Garten möchte man sie in ihrer Vielfältigkeit und Mehrdimensionalität zeigen und in ihren geschichtlichen Kontext setzen.

Museum am Strom - Außenansicht
Museum am Strom - Schild
Gemälde von Hildegard von Bingen

Hildegard die Kaiserflüsterin
In diesem Jahr gibt es thematisch passend zur Kaiserausstellung im Museum am Strom eine Sonderausstellung zu Hildegard von Bingen als „Kaiserflüsterin“. Anhand von Dokumenten, belegten Verbindungen und Treffen wird der Rolle von Hildegard von Bingen für Kaiser Barbarossa nachgegangen. Neben den historischen Fakten wird hier vor allem deutlich, wie spätere Zeiten Ereignisse und vermutete Beziehungen für sich instrumentalisierten. So zeigt die Barbarossa-Hildegard-Szene auf dem Hildegardis-Altar der Roschuskapelle (1898) eine mahnende Äbtissin, die dem weltlichen Herrscher gegenüber, den Finger erhebt. Diese Interpretation eines Treffens der Beiden ist zugleich eine Botschaft des katholischen Rheinlandes an den preußisch-protestantischen Kaiser Wilhelm I. Er solle sich doch bitte, wie auch sein staufischer Vorgänger, in dessen Tradition er sich so gerne sah, den Ermahnungen und Ratschlägen der katholischen Kirche unterordnen.

Hildegard mahnt Kaiser Barbarossa

Das Motiv der hellsichtigen Frau und ihrer Ratschläge an die Mächtigen der Welt
Bis in die Gegenwart reichen die Parallelen und Interpretationen, die das Museum aufzeigt. Denn das Bild einer klugen und weitsichtigen Frau, die sich entschlossen den Mächtigen der Welt entgegenstellt und sie ermahnt, übertragen sie auf die junge Greta Thunberg. In ihr zeige sich, wie auch bei Hildegard von Bingen, das „uralte[…] Erzählmuster der Sibyllen: Eine zierlich erscheinende, aber in unerschütterlicher Konzentration auf den Kern ihrer Botschaft beharrende junge Frau rüttelt die Welt auf.“ (Ausstellungsplakat).

Greta mahnt den Papst

Interessante Bezüge und schlüssige Einordnungen in die Historie machen die Ausstellung durchaus sehenswert. Die hohe Textlastigkeit bei wenig Interaktivität macht sie für Kinder, lese- oder konzentrations-beeinträchtige Menschen aber wenig attraktiv.

Kloster Limburg – Vom Mahl in den Ruinen und dem Streit um die Zahl der Adventssonntage
Schon vor unserer Pressereise wurden wir von Kollegen und Kolleginnen in unserem Team scherzhaft darauf hingewiesen, dass man zu einer Pressereise nicht hungern muss. Und siehe da, schon der dritte Stopp des Tages ist mit dem Mittagessen verbunden. In der Klosterruine Limburg, die dem Dom zu Speyer mal sehr ähnlich in Gestalt und Ausmaß gewesen sein soll, werden wir mit einem hervorragenden Essen im Restaurant Konrad 2 verwöhnt. Während Teller ausgegeben werden, Besteck klappert und die Blicke durch die Ruine schweifen, verteilen Vertreterinnen des Organisationsteam der Pressereise kleine Tütchen mit einer Art Miniatur-Adventskranz drinnen: ein Holzring auf dem 5 kleine, goldene Kerzen stecken. 5? Warum 5? Das ist ein schmunzelnder Verweis darauf, dass hier in Limburg entschieden wurde, wie viele Adventssonntage es geben soll. Und das war so:

Warum es 4 Kerzen auf dem Adventskranz gibt

Zwischenstopp
Grade erst wohl genährt worden, auch wenn es auf Grund der inzwischen angesammelten Verspätung nicht mehr für den angekündigten Nachtisch gereicht hat, machen wir schon wieder Halt für weitere kulinarische Genüsse. Im Johanniterweingut Herrenhof in Mußbach dürfen wir den eigens für das Kaiserjahr kreierten Kaiserwein probieren. Durchaus empfehlenswert.

Burg Trifels / Annweiler
Klingt es arg verfressen, wenn ich erzähle, dass jetzt schon Richtung Abendessen geht? 🙈 So schnell ging das in echt natürlich nicht. Aber wer will schon von den ganzen Busfahrten zwischen den Stopps lesen? 🤷🏽‍♀️ Zumal wir in aller Ehrlichkeit die Fahrten hin und wieder vielleicht auch zum Wegdösen genutzt haben. Zumindest, wenn es keinen ausreichenden Internetempfang gab, um Fotos von unserem ganzen Abenteuer direkt online zu posten.

Vor dem Essen ging es erstmal zum Einchecken in unsere Zimmer für die Nacht. Während alle anderen in ein rustikales Hotel am Berg gebracht wurden, kriegen wir zwei Wölfe eine Extratour. Nach dem furchtbaren Verlust, der unser Jahr bestimmt hat, waren wir eigentlich zu spät dran, uns für die Pressereise anzumelden, weswegen es kein Zimmer mehr im Hotel mit allen anderen gab. Ah naja, nicht dass uns das gestört hätte. Als zwei eher introvertierte Menschen war unsere Rede-, Austausch- und Aufnahme-Energie langsam ohnehin erschöpft. Aber noch war der Tag nicht zu Ende…

Nach einer kurzen Verschnaufpause zum Ankommen und Frischmachen, kam unser Spezial-Taxi schon wieder und hat uns eingesammelt für einen eindrucksstarken Abend auf der Burg Trifels. Und da Bilder mehr sagen als 1000 Worte, hier mal ein paar Eindrücke.

Reichsburg Trifels aus der Ferne
Schöne Aussicht
Reichsburg Trifels
Treppenaufgang zur Burg
Kaisersaal & Kaisermahl
Theatereinlage zur Unterhaltung
Weinverkostung

3. September 2020

SchUM-Städte – Jüdische Geschichte in Rheinland-Pfalz
Schon auf unserem Programzettel und in den Gesprächen am Vortag war immer wieder von sogenannten SchUM-Städten die Rede. Wir hatten keine Ahnung was das war, aber weil wir nicht noch mehr als Grünschnäbel auffallen wollten, als vermutlich eh schon, haben wir schnell mal die webbasierten Suchmaschinen gefragt. Ergebnis: SchUM ist die Abkürzung für die hebräischen Städtenamen von Speyer (Spira), Worms (Warmaisa) und Mainz (Magenza). Diese drei bildeten im 12. Jahrhundert einen besonderen Verbund, der für seine Gelehrsamkeit bekannt war und das aschkenasische Judentum nachhaltig prägte. Aschkenasisch bitte was? Die Bezeichnung steht für europäische Juden, besonders deutsche, nord- und osteuropäische, deren Kultur und Tradition sich von jenen auf der Iberischen Halbinsel sowie von jenen mit griechischer Prägung deutlich unterscheiden.

Haben wir das in der Schule wirklich nicht gelernt oder haben wir den Begriff über die Schrecken, die wir über die Nazizeit erfahren haben, überhört oder vergessen?

Das mittelalterliche Judentum wird in der Mainzer Ausstellung als eine Säule der kaiserlichen Macht betrachtet werden. Aber die SchUM-Städten haben ganz für sich genommen eine herausragende Stellung und spannende Geschichte. Um diese mehr ins Augenmerk zu rücken und deutlich zu machen, haben sie sich in diesem Jahr auch als UNESCO Weltkulturerbe beworben. Die Entscheidung fällt 2021. Man darf gespannt sein!

Für unsere Pressereise jedenfalls konnten wir Synagogen, Frauenschulen, Ritualbäder und Friedhöfe in Speyer und Worms besuchen und mehr über ihre Bedeutung und Geschichte erfahren. Wir sahen Kanonenkugeln in Steinwänden, Überreste von alten Tordurchgängen, sogenannte Hörfenster zwischen Frauenschulen und Synagogen, steinerne Lehrstühle und Häuser, die eine Einbuchtung haben, wo etwa ein Stück der Mauer nach hinten „gesprungen“ ist, um einer Frau Platz zu machen, die sonst von einem Pferdewagen erdrückt worden wäre. So sagt zumindest die Legende…

Überreste der alten Synagoge in Speyer
Überreste der alten Frauenschule in Speyer mit Hörfenstern zur Synagoge
Rekonstruktion am Hildesheimer Tor
Der Rashi-Lehrstuhl
Ein Haus macht Platz
Kaiserpfalz Ingelheim
Kanonenkugeln-in-den-Ruinen-in-Speyer
Kanonenkugeln in den Ruinen in Speyer
Friedhof Heiliger Sand ind Worms – der älteste erhaltene jüdische Friedhof Europas
Info-Tafel SchUM

Historisches Museum der Pfalz – Speyer: Medicus – Die Macht des Wissens
Zu dieser wundervollen Ausstellung haben wir bereits eine ganze Rezension in der aktuellen Ausgabe von „Altes Kräuterwissen“ veröffentlicht. Deswegen hier nur so viel: Sie hat uns richtig viel Spaß gemacht und wir hätten gerne mehr Zeit gehabt, sie richtig anzuschauen. Pressereisen haben den Vorteil, dass man überall Führungen und viele Hintergrundinfos bekommt, aber sie sind auch so eng getaktet, dass ein entspannter Rundgang durchs Museum, das Ansehen der vielen Exponate und Ausprobieren der vielen, interaktiven Stationen viel zu kurz kommen. Wenn Museen wieder öffnen dürfen, hoffen wir, das nachholen zu können.

Eingang zum Museum
Der Baderwagen des Medicus
Corona-Station
Interaktive Heilige – per App den Heiligenschein steuern und mehr über die gesundheitlichen Zuschreibungen der Heiligen erfahren
Die Deutschen und ihr Toilettenpapier
App-gesteuerte Monitore

Erbes-Büdesheim – Eine historische Ausgrabungsstätte
Auf dem Programmzettel steht „archäologische Grabung, Erbes-Büdesheim“. So richtig vom Hocker hauend, klang das nicht. Eher so nach Löchern im Boden, abgesperrten Bereichen und Wissenschaftlern, die einem erzählen, was man in der Erde sehen könnte, hätte man das Wissen dazu, sie richtig zu deuten.

Tatsächlich fahren wir dann mit unserem Bus auf ein abgeerntetes Feld, parken mitten auf diesem, und stehen vor einem großen weißen Zelt (wie ein Festzelt) mit einem kleinen Pavillon daneben. Unter diesem Pavillon steht eine Traube von Menschen. Vor ihnen befindet sich ein Biertisch, auf dem menschliche Knochen zu liegenscheinen. Eine Anthropologin erklärt, welche Auffälligkeiten an ihnen zu erkennen sind und was das bedeuten könnte. Anhand einer Karte zeigen sie und ihre Grabungskollegen und -kolleginnen, den Grundriss dessen, was mitten auf diesem hügeligen Feld gefunden wurde und wie viele Grabreste sich darum anordnen. Es scheint eine Kirche gewesen zu sein mit einer Art Friedhof darum. Wobei verschiedene Schichten darauf hinweisen, dass es zeitliche Sprünge in der Nutzung gibt und die große Zahl an kindlichen/jugendlichen, sterblichen Überresten erzählen von einem überdurchschnittlichen hohen Kindersterben. Manche Gräber weisen Auffälligkeiten auf, indem die Köpfe mit Schieferplatten oder Ziegeln abgedeckt wurden. Es handele sich also um Menschen, die auch im Tod anders behandelt werden sollten, als alle anderen; vielleicht als Zeichen des Respekts oder wegen einer besonderen Erkrankung oder weil sie zu Randgruppen gehörten.

Die steinernen Gebäudereste und auch die menschlichen Skelette wiesen deutliche Beschädigungen auf, was angesichts des Fundortes nicht verwundert. Wer weiß, wie lange der Bauer oder die Bäuerin schon dieses Feld bestellt haben, mit schweren Landmaschinen darüber gefahren sind und hinter dem Traktor Steine wegspritzen ließen. An einem normalen Tag des Pflügens fiel dabei zum ersten Mal ein menschlicher Knochen ins Auge, was die ganze Grabung erst ins Rollen brachte.

Dabei fand man heraus, dass dieser Hügel sogar noch vor der mittelalterlichen Nutzung, von Menschen bewohnt wurde. Man fand Hinweise auf eine keltische Festung sowie auf eine römische Palastvilla.

Nach all den Erläuterungen betritt die ganze Gruppe Journalisten schließlich das weiße Ausgrabungszelt und macht sich selbst ein Bild von den Funden. Überall liegen Skelette und ziehen sich Überreste der Steinmauern durch den Boden. Mit den Erklärungen, wie man anhand der Funde versucht, längst vergangene Lebenswelten nachzuvollziehen und wie mit Hilfe von Anthropologen, Mikrobiologen, Archäologen und vielen weiteren Spezialisten Geschichte aufersteht, ist so eine Ausgrabungsstelle plötzlich viel mehr als eine Sammlung von Löchern im Boden. Erbes-Büdesheim war auf einmal Schauplatz eines Zeitraffers menschlichen Lebens vor dem inneren Auge. Geschichte mal anders erlebt.

Ausgrabungsstätte Erbes-Büdesheim
Ausgrabungsstätte Erbes-Büdesheim

4. September 2020
Das ist er. Der Höhepunkt. Heute steht auf dem Plan, warum wir überhaupt zu dieser ganzen (quasi) Bildungsreise eingeladen wurden: der exklusive Vorabbesuch der Ausstellung: Die Kaiser und Säulen ihrer Macht im Landesmuseum Mainz. Zunächst gibt es eine Pressekonferenz mit Ministerpräsidentin Malu Dreyer, der Schirmherrin der Ausstellung. Für jeden Journalisten steht ein kleiner Tisch bereit, alle feinsäuberlich mit entsprechend Abstand aufgestellt. Darauf liegt für jeden der Begleitband zur Ausstellung. Eine ehemalige Kollegin hätte diesen wohl so kommentiert: „Na der ist ja auch dick genug, um einen Familienstreit zu schlichten.“ Wir befürworten zwar nicht das Ausnoggen nervender Personen, aber sie hat wohl recht, dass es ein rechter Wälzer ist.

Zum Abschluss der Pressekonferenz soll es ein Gruppenfoto mit der Ministerpräsidentin und allen Journalisten geben. In Corona-Zeiten heißt das, alle stellen sich mit Maske nebeneinander und vermutlich zum ersten Mal überhaupt sagt kein Fotograf: Bitte lächeln. Wozu auch.

Und dann. Dann geht es zu guter Letzt in die Ausstellung. Offensichtlich hätten wir die eigentlich in Eigenregie durchwandern sollen/können. Jedenfalls überhören wir ein kurzes Gespräch zwischen Herrn Professor Bernd Schneidmüller und der Direktorin des Museums, Dr. Birgit Heide, indem man zum Schluss kommt, die Journalisten könnten nach so intensiven zwei Tagen jetzt nicht einfach sich selbst überlassen werden.

Also teilen wir uns in zwei Gruppen und folgen je einer dieser beiden Personen. Wie wir die Ausstellung fanden, was es Besonderes zu sehen gibt und weitere Tipps ist in der aktuellen Karfunkel Nr. 143 zu lesen. Viel Spaß beim Schmökern.

Pressekonferenz – gleich geht es los
Ausstellungskatalog
Das wars von uns

Ein tolles Video zur ganzen Pressereise haben die Kollegen vom SWR gemacht. Einfach hier klicken.

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